Dienstag, 2. Februar 2010

Der Schatten der Schneeflocke

Ist Euch das auch schon einmal passiert? In einer ganz normalen, alltäglichen Situation entdeckt man plötzlich etwas, das nicht dazupasst – von einem auf den anderen Augenblick fühlt man sich wie in einen Traum versetzt.


Gestern stand ich an der Bushaltestelle, als es zu schneien begann. Die Flocken waren erst kaum merkbar und wurden dann immer größer. Die Schönheit der fröhlich wirbelnden, von der Straßenlaterne beeindruckend inszenierten Kristalle nahm mir alle Ungeduld, die das Warten auf den Bus üblicherweise so mit sich bringt. Fasziniert betrachtete ich die allmählich fülliger werdenden Flocken, als ich mich plötzlich über die „Wollmäuse“ wunderte, die über den schneebedeckten Boden huschten. War es Asche von einem anderen Wartenden, der sich die Zeit mit einer Zigarette vertrieb? Nein, dafür waren die grauen Stieben zu groß. Eine Weile noch hielt mein ungläubiges Staunen noch an, dann fiel es mir wie…Flocken von den Augen: Jedes dieser grauen Gespenster war der Schatten einer Schneeflocke!

Wann immer ich jetzt über den lästigen Schneematsch auf den Straßen fluchen möchte, rufe ich mir diesen traumhaften Augenblick ins Gedächtnis. Dann vergebe ich dem Schnee all seine Sünden. Schließlich haben wir alle unsere Schwächen – aber nur der Schnee hat derart bezaubernde Schattenseiten!